Juni 2020: Symbolbäumchen statt Allee-Schutz
Symbolpolitik mit Bäumchen statt Rücksicht auf Allee-Bestand bei Grossprojekten (Tram, Autobahn)?
Baumschützer ärgern sich über grüne Gemeinderätin
Zur Vorbereitung auf Hitzewellen will die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher einen Baum pflanzen und eine Sensibilisierungskampagne lancieren. Naturschützer werfen ihr Symbolpolitik vor.
Nach der Velokampagne von Gemeinderätin Ursula Wyss, dem Prestigeprojekt der Stadtberner SP, erhält nun auch ihre Amtskollegin Franziska Teuscher (GB) eine eigene Kampagne. Am Donnerstag lädt die Gemeinderätin ein: zu einer symbolträchtigen Aktion neben der Volksschule Rossfeld.
Gemeinsam mit Christoph Schärer, dem Leiter von Stadtgrün Bern, will Teuscher neben der Schule einen «klimaangepassten Stadtbaum» pflanzen. In dicht verbauten städtischen Regionen können Bäume die Umgebungstemperatur senken und so den Effekt von Hitzewellen abschwächen.
Der Anlass ist gleichzeitig Startschuss für eine Kampagne, die Berns Anwohner auf Hitzewellen sensibilisiert. «Die Hitze stellt insbesondere für kleine Kinder und ältere Menschen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar», führt die Stadt Bern in der Medienmitteilung aus.
Kritik von Naturschützern
Doch schon vor der Pflanzaktion gibts Kritik. Diese kommt etwa von Urs Dürmüller und Thomas Schneiter von der «Freien Arbeitsgruppe öffentlicher Verkehr und Wachstum Bern»: «Eine ungleich grössere Wirkung» erzielte der Gemeinderat, würde er darauf verzichten, «bereits ausgewachsene Bäume zugunsten von Strassenbauten und Verkehrsprojekten zu opfern», schreiben sie in einer Mitteilung an die Medien.
Die Gruppe ist in Bern nicht unbekannt. Zuletzt setzte sie sich gegen das Tram zwischen Bern und Ostermundigen ein. Damit wollte sie die Alleen an der Viktoriastrasse und der Ostermundigenstrasse erhalten, die dem neuen Tram weichen müssten.
Auf Twitter bekundet auch Stadtrat Luzius Theiler von der Grün alternativen Partei seinen Unmut und schreibt zum Pflanzprojekt: «Das wiegt natürlich vollkommen die 200 Alleebäume auf, die für das Tram geopfert werden sollen.»
Alleen müssen weichen
Tatsächlich hat die Stadt Bern in den letzten Jahren mehrere Bauprojekte angekündigt, die Baumrodungen zur Folge haben. So soll auf dem Bernexpo-Gelände an der Papiermühlestrasse eine Allee von 44 Bäumen gerodet werden. Dem Tram nach Ostermundigen müssen rund 200 Bäume weichen. Auch am Hirschengraben sollen Bäume gefällt werden.
Vielerorts sollen die Bäume durch Jungpflanzen ersetzt werden. Beim Tramprojekt aber gehen auf Stadtberner Boden insgesamt 18 Bäume verloren. Zählt man Ostermundigen dazu, fällt die Bilanz wieder leicht positiv aus. Den Projektgegnern genügen die Neupflanzungen trotzdem nicht, weil es zu lange daure, bis diese die Grösse der ursprünglichen Bäume erreicht hätten.
Die Medienstelle der Stadt Bern will sich zu den Vorwürfen noch nicht äussern und verweist stattdessen auf den Anlass am Donnerstag.
Publiziert: 09.06.2020, 19:13
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Rot-grüne Stadtplanung ist in der Realität leider meistens grau.
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Die Kritik ist berechtigt. Hoffentlich führt diese Baumpflanzung zur Sensibilisierung der Politiker, die Berner Bevölkerung ist sich der Folgen des Klimawandels bereits bewusst und hofft nun auf mehr Einsatz der Politklasse diese breiten Anliegen endlich in der Praxis umzusetzten anstatt leere Symbolpolitik zu zelebrieren.
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Mindestens EIN Baum-Killer-Projekt wurde noch vergessen:
Für die Verbreiterung der Autobahn zwischen den Allmenden müsste gemäss den Plänen des Bundes (welche die grüne Stadt bisher mitträgt) 700 Meter der Bolligenallee plus der ganze Wald auf dem Allmendhügel abgeholzt werden.
Begreift endlich, dass man grosse Bäume nicht einfach "ersetzen" kann wie Strassenschilder oder Hydranten, wenn sie dummerweise im Weg stehen.
Jetzt ist einfach fertig mit solchem Frevel! Die Grossprojekte haben sich am bestehenden Baumbestand auszurichten, sei es Tram, Autobahn, oder die Fun-Halle auf dem Expogelände.