Jan 2017: Luxusprojekt (Bantigerpost)

IG Verkehr Ostermundigen

 

Tram Bern-Ostermundigen ist ein teures Luxusprojekt!

 

2015 erteilte die Verkehrskommission der Regionalkonferenz Bern-Mittelland der Firma INFRAS einen Auftrag, die ÖV-Kapazitäten zwischen Bern und Ostermundigen neu zu überprüfen, dies auf Anweisung des kantonalen Amtes für öffentlichen Verkehr und Verkehrskoordination. Details dieser Studie sind erst vor kurzem allgemein bekannt gemacht worden (s. Bund vom 09. und 10. 01.2017). Das INFRAS-Papier führt erstmals nicht nur den alten Glaubenskrieg Bus gegen Tram weiter, sondern lenkt den Fokus auf das geplante stark verbesserte S-Bahn-Angebot. Die Studie stellt nämlich fest:

Im Zeithorizont 2025/2030 können durch den S-Bahnausbau im Korridor Ostermundigen Entlastungswirkungen erwartet werden, die im kapazitätskritischen Querschnitt zu einer gedämpften Nachfrageentwicklung bzw. einer Stagnation auf der Linie 10 führen werden.

Das heisst nichts anderes, als dass auf den ungefähren Zeitpunkt 2030, wenn der Bahnhof Ostermundigen Pendler-freundlich umgestaltet, eine dritte Schiene bis nach Bern gelegt und  der Bahnhof Bern erweitert sein wird, die Umstellung der BernMobil-Linie 10 von Bus auf Tram nicht mehr nötig sein wird.

Sobald die ÖV-Benutzer ab Ostermundigen nicht mehr den 10er Bus benutzen, sondern die nun im Viertelstundentakt verkehrende S-Bahn, also in wenigen Minuten den Bahnhof Bern erreichen können, werden die Kapazitäten der schon heute in der Flotte von BernMobil verkehrenden Grossbusse genügen, um die Pendler von der Rüti zum Bahnhof Ostermundigen und die Berner Pendler vom Schosshalden-Friedhof, dem Galgenfeld, dem Rosengarten etc. in die Berner Innenstadt zu befördern.

Es wäre eine Seldwylerei sondergleichen, wenn auf den Zeitpunkt 2030 gleichzeitig ein Tram nach Bern geführt und die S-Bahn ausgebaut würde. Denn überall, im Bund, im Kanton und in den Gemeinden - erst recht in Ostermundigen! - muss gespart werden. 

Da ist es unverständlich, weshalb die Verkehrskommission der Regionalkonferenz und ihre Begleitgruppe, die Gemeinden Bern und Ostermundigen, sowie die Kantonale Verkehrsdirektion an ihrem zum Luxusvorhaben gewordenen Tramprojekt festhalten und dafür sogar vor rechtsstaatlich bedenklichem Handeln nicht zurückschrecken. 

So hat der Ostermundiger Gemeindepräsident die Tatsache, dass den Bürgern vor der Tramabstimmung die in diesem Artikel angesprochenen Details der INFRAS-Studie vorenthalten wurden, dem Berner Bund gegenüber selber als "schlitzohrig" bezeichnet. 

Und die Kantonale Verkehrsdirektorin setzte ihr den Tram-Befürwortern gegenüber abgegebenes Versprechen, ihr "Bestes" zu geben, so um, dass sie von der Firma INFRAS sogleich einen Zusatz zu der ursprünglichen  Studie verlangte, in welchem der 2008 spekulativ vorausgesagte Kapazitätsbedarf eine wichtigere Rolle spielen sollte als die von INFRAS selber erhobenen Zahlen. Zudem ist nun von dem enormen Effekt, den der Umstieg der Pendler auf die ausgebaute S-Bahn haben wird, nicht mehr die Rede. 

Der zusätzlich bestellte "Schlussbericht" führt zurück auf die unsägliche Diskussion von 2013-2014 darüber, welches Verkehrsmittel leistungsfähiger sei, der Bus oder das Tram. Sobald jedoch ein Pendler-freundliches S-Bahn-Angebot vorliegt, ist diese Diskussion gegenstandslos. Der heutige Bus-Service genügt vollauf. Jetzt eine eigene Fahrspur für die Busse zu verlangen, wie das die Tramlobby tut, ist lächerlich, wenn man weiss, dass für das Tram kein separatesTrassee vorgesehen ist.

Dennoch gab die kantonale Verkehrsdirektorin zu verstehen, dass sie am Tramprojekt festhalten will, indem sie den Regierungsrat dazu brachte, einen Kredit von knapp unter einer Million für die Planung der gegenüber dem alten TramRegionBern-Projekt neu zu definierenden Wendeschleifen zu sprechen.

 

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