Medienmitteilung vom 7. November 2018

Freie Arbeitsgruppe Städtebau und öffentlicher Verkehr Bern

 

Also doch: Ein unabhängiges Baumgutachen bestätigt die Einschätzung der Tramgegner in Sachen Rodung der Alleen für das Tramprojekt nach Ostermundigen.
Lediglich 18 der 221 betroffenen Bäume sind in einem gesundheitlich schlechten Zustand und daher nicht erhaltenswert. Damit steht fest, dass die Aussage der Projektverantwortlichen in der Abstimmungsbotschaft (Zitat: «Die neue Tramlinie betrifft auch bestehende Baumalleen entlang der Strecke. Rund ein Drittel dieser Bäume ist krank oder wachstumsschwach und müsste in den nächsten 15 Jahren ohnehin durch Jungbäume ersetzt werden.») falsch war und ist.

Die Tramgegner hatten sich im Zusammenhang mit der kantonalen Abstimmung vom 4. März 2018 ‘Kantonsbeitrag an die Projektierung und Realisierung von Tram Bern –Ostermundigen’ entschieden, eine Beschwerde gegen die Abstimmungsbotschaft beim Bundesgericht einzureichen. Unter anderem bemängelten sie, dass in der Abstimmungsbotschaft eine Falschaussage zum Gesundheitszustand der zur Rodung vorgesehenen Bäume gemacht wurde. Dies wurde nun von einem unabhängigen Baumgutachten bestätigt. In einem aufwändigen Verfahren wurden sämtliche 221 Bäume betreffend ihrem gesundheitlichen Zustand beurteilt.

Erfreulicherweise konnte festgestellt werden, dass die Stadt Bern, unter der Leitung des Baumkompetenzzentrums, welches für die Baumpflege zuständig ist, sehr gute Arbeit leistet. Lediglich 18 der 221 Bäume sind gesundheitlich derart angeschlagen dass sie kurzfristig ersetzt werden müssen. Selbst wenn man die Kategorie der Bäume, die aufgrund ihrer Art nicht als Zukunftsbäume eingestuft werden, in die Betrachtung einbezieht, stellt man fest, dass trotzdem nur knapp 16 % der Alleebäume mittelfristig ersetzt werden müssten.

Das Baumgutachten hält zudem fest, dass insbesondere die Allee an der Ostermundigenstrasse einige markante «Zukunftsbäume» (44 Bäume oder rund 32% der Allee) beheimatet, die aus ökologischer Sicht besonders schützenswert sind. Ebenso ist nachzulesen, dass der von den Projektverantwortlichen angekündigte Ersatz durch Jungbäume den ökologischen Schaden in keiner Weise kompensieren kann. Die Beschwerdeführer haben dieses Baumgutachten nun beim Bundesgericht nachgereicht und sind überzeugt, dass mit dieser erwiesenen Falschaussage der Projektverantwortlichen das Abstimmungsergebnis erheblich beeinflusst wurde. 

 

Weitere Auskünfte erteillt Thomas Schneiter unter 079 439 92 68 oder thomas.schneiter@bluewin.ch

 
 
 
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BEILAGEN

 

 

Freie Arbeitsgruppe Städtebau und Öffentlicher Verkehr, Bern

 

In Bern gesunde alte Bäume zu fällen ist verantwortungslos!

 

Nach dem Hitzesommer 2018 erschienen in der Presse verschiedene Artikel, die darauf aufmerksam machten, dass Bäume, vor allem grosskronige alte Bäume, für den Erhalt eines erträglichen Stadtklimas unverzichtbar sind.

Unter Titeln wie Der Stadtbaum ist immer der Verlierer (TA 19.09.2018), In den Städten gibt es immer weniger Bäume (NZZaSo 21.09.2018) und Jeder vierte Baum auf dem Sechseläutenplatz ist bereits tot (TA 05. 10.2018) war zu lesen, dass den Städten Überhitzung droht, wenn Bäume dem verdichteten Bauen und dem Verkehr geopfert werden. Dabei werden häufig mächtige einheimische Bäume durch importierte Winzlinge ersetzt oder auf Wachstums-hemmenden Untergrund gepflanzt. Das heisst, die Versprechen der Politiker an die Bürgerschaft, gefällte alte Bäume würden gleichwertig ersetzt, können nie und nimmer eingelöst werden. „Jungbäume,“ so der Sprecher von Grün Stadt Zürich, „können einen über Generationen gewachsenen Stadtbaum mit all seinen Funktionen für Mensch und Tier nicht im Geringsten ersetzen.“ Insofern darf eine Stadt – erst rechte das grüne Bern – keinesfalls hundert Jahre alte Ahorne und Platanen oder gar 200 Jahre alte Eschen fällen und durch dürre Bäumchen ersetzen.

  • In Bern sind erst vor Kurzem in Zusammenhang mit dem Ausbau des Hauptbahnhofs eine grosse Anzahl grosser Bäume gefällt worden.
  • Ein Vorhaben der Stadt, nämlich der Bau einer unterirdischen Fahrrad-Einstellhalle am Hirschengraben, gefährdet nun weitere Baumreihen im Stadtzentrum.
  • Des weiteren beansprucht im Nordosten der Stadt die geplante Erweiterung der Autobahn sowie der Bau von Zufahrtsstrassen und Stauräumen Boden der bereits stark belasteten Allmenden, den Raum eines vor ein paar Jahrzehnten extra aufgeforsteten Wäldchens und Teile einer alten geschützten Allee an der Bolligenstrasse.
  • Schliesslich wollen Stadt und Kanton die Buslinie 10, welche vom Stadtzentrum nach Ostermundigen führt, auf Trambetrieb umstellen und sind bereit, dafür 1km Allee an der Viktoria- und Ostermundigenstrasse zu opfern.

Dass diese Alleen im Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz eingetragen sind und unter besonderem Schutz stehen, scheinen die Berner Behörden wie auch das Bundesamt für Strassen (ASTRA) wenig zu kümmern.

Das ASTRA , welches das Bundesinventar der historischen Verkehrswege betreut, hat in Absprache mit der kantonalen Bau- und Verkehrsdirektion die Schutzbestimmungen so gelockert, dass die alten Alleen gerodet werden dürfen (-> Wortlaut) Neupflanzungen und finanzielle Abgeltung sollen die Abholzung der vielen Baumriesen kompensieren! Und die bernischen Behörden beschwichtigen aufgebrachte Bürger/innen mit dem bekannten Satz:
Die meisten Bäume sind krank und müssen ohnehin ersetzt werden.

Das war und ist bewusste Fehlinformation.

 

Der renommierte Baumpfleger Fabian Dietrich hat nun im Auftrag von Vertretern der AGSÖV ein Gutachten zum Gesundheitszustand der durch das ÖV-Projekt Tram Bern-Ostermundigen akut gefährdeten Alleen erstellt (09/2018). Darin stellt er fest, dass in den Alleen an der Viktoria- und Ostermundigenstrasse sehr schöne Bäume stehen, welche das Prädikat „schützenswert“ verdienen. Da sie auch gesund sind, stuft er sie als absolut erhaltenswert ein. Er schreibt: Es sind Bäume, die enorm wichtig sind für das Landschaftsbild. Sie prägen mit ihrem eindrücklichen Habitus die Alleen und sind gestalterisch enorm wichtig und nicht wegzudenken. Ihr Zustand ist gut und sie haben noch eine lange Lebenserwartung. Sie sind nicht nur gestalterisch wichtig, sondern auch ökologisch sehr wertvoll. 100 Jungbäume vermögen nicht, einen solchen Altbaum zu ersetzen. Vor allem in der Ostermundigenstrasse stehen in mehreren Bereichen einzigartige Bäume, die langfristig unbedingt erhalten werden sollten.

Dietrich nimmt an, dass die Bäume durch das Baumschutzreglement der Stadt Bern geschützt sind. Die von ihm untersuchten schönen Exemplare, meint er, würden aber einen besonderen Schutz verdienen. Dabei gehe es vor allem um Berg- und Spitzahorne, aber auch um Platanen und Linden, sowie Eschen.

Bei der Ostermundigenstrasse, schreibt er, habe man die Bäume sich natürlich entwickeln und über Jahre zu stattlichen Bäumen heranwachsen lassen. Aus diesem Grund müsste gerade diese Allee unbedingt erhalten werden. 

Es ist jetzt an den Behörden von Stadt und Kanton Bern zu zeigen, dass sie die Zeichen der Zeit verstanden haben und den Schutz der gesunden alten Bäume ernst nehmen.

"Wo ein Konkurrenzverhältnis zwischen Baum und Verkehr entsteht, ist immer der Baum der Verlierer." Es darf nicht sein, dass diese pessimistische Feststellung von Umweltberater Andreas Diethelm (TA vom 19.09.18) auch für Bern gilt, einer Stadt notabene, die vorgibt, sich für ein bäumiges Bern einzusetzen und unter diesem Motto an einer vom BAFU initiierten Kampagne zugunsten von Bäumen in verdichteten und hitzegefährdeten Städten teilnimmt.

Die UNESCO-Welterbe-Stadt darf die aus dem Stadtzentrum aufs Land hinausführenden alten Alleen, welche Teil ihrer Kultur und Geschichte sind, nicht leichtfertig für ein wenig überzeugendes ÖV-Projekt aufs Spiel setzen. Das Lob, mit welchem schon vor 220 Jahren Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau (1785–1871) die Berner Alleen in einem seiner legendären und Europa-weit beachteten Reiseberichte bedachte, sollte die Berner Behörden an ihre Verantwortung erinnern: ...Vor den Toren sind artige Promenaden angelegt und alle aus der Stadt führenden Landstrassen auf eine beträchtliche Weite mit hohen Alleen eingefasst, welches der Gegend umher, die flach und an sich weniger mannigfaltig ist als so viele andere der Schweiz, verbunden mit der sorgfältigen Kultur, der frischen Vegetation und den schönen, auf alle Seiten hinlaufenden Chausseen den angenehmen Anblick eines wohlorganisierten und wohlregierten Landes gibt ....(10.Juli, 1808). Eine Durchsicht der Berner Woche 1913, Heft 18, welches die Alleen um Bern thematisiert, zeigt auf, dass auch die Berner selber vor über hundert Jahren auf ihre alten, damals schon weit über hundert Jahre alten Alleen stolz waren.

Auch das ASTRA (Bundesamt für Strassen), welches zwar primär für die Nationalstrassen zuständig ist, aber auch das Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz betreut und dort u.a. die Pflege und den Schutz der alten Alleen im Berner Nordquartier sicherstellen sollte, muss sich, genau wie Bern, fragen, ob sich der Entscheid, für die Umstellung der Buslinie 10 auf Trambetrieb den Schutz der wertvollen grosskronigen Bäume aufzuheben, rechtfertigen lässt. Wie das ASTRA selber feststellt, führt die Realisation des Tramprojerkts nicht nur zu einer "schwerwiegenden Beeinträchtigung des historischen Verkehrsweges auf dem gesamten Teilstück Rosengarten- Waldegg" und damit zu einer "schwerwiegenden Beeinträchtigung der historischen Bausubstanz",  sondern letztlich gar zu "einer praktisdch vollständigen Zerstörung des historischen Verkehrsweges." Eine gleichwertige Neupflanzung in den Betontrögen neben den Tramschienen ist nur mit Topfbäumchen (“Winzlingen“, wie Raimund Rodewald von Landschaftsschutz Schweiz sagt) möglich. Das Anwachsen von Jungbäumen jeglicher Art wird unter den unwirtlichen Bedingungen, welche der verdichtete Untergrund, die zu erwartende Trockenheit und grosse Hitze schaffen, ohnehin sehr schwierig werden, was auch das Schicksal der 2014 neu gepflanzten Bäume auf dem Zürcher Sechseläuten-Platz bestätigt (Jeder vierte Baum .... ist bereits tot, TA, 09.10.18). Auch mit dem Geld der Kompensationszahlungen, wie sie das ASTRA vorsieht, lassen sich diese schlechten Wachstumschancen nicht ändern und das immer wieder geforderte "breite Kronendach" nicht wiederherstellen. Die Klima-relevanten Leistungen der Baumriesen (Speicherung von CO2, Schutz vor hohen Temperaturen, Abgabe von Feuchtigkeit, Säuberung der Atemluft und Heimstatt für viele Kleinlebewesen) lassen sich erst recht nicht kaufen. 
Gerade das ASTRA sollte auch berücksichtigen, dass eine Tramlinie auf grosszügige Strassenräume angewiesen ist, die es erlauben, ein Tram auf einer eigenen Spur zu führen. Eigentrassee ist jedoch auf der geplanten Linie nach Ostermundigen zu mehr als 80% nicht vorhanden. Trams sind zwar durchaus gute Verkehrsmittel und bei passenden Rahmenbedingungen ein ideales Mittel für eine effiziente Personenbeförderung. In den engen Strassen der Berner Innenstadt (UNESCO Kulturerbe!) und der Alleen können sie ihre Vorteile gegenüber anderen Verkehrsmitteln nicht entfalten. Autobusse, auch Doppelgelenkbusse, sind da viel zweckmässiger. Sie benötigen weder Schienen noch Oberleitung, was ästhetisch im Weltkulturerbe ins Gewicht fällt und in den Alleen den Kronen der Baumriesen Raum lässt. Zudem können allfällige Verkehrsstörungen umfahren werden und landverschlingende Wendeschlaufen entfallen. Wenn keine Schienen verlegt werden müssen, können die unter den Strassen geführten Serviceleitungen beibehalten werden. Schliesslich wird der Ausbau des ÖVs die Steuerzahler massiv weniger kosten!

Wenn nicht die Interessen der Tiefbaulobby höher gewichtet werden als das Interesse der Bürgerschaft an einem lebensfreundlichen Stadtklima, und gleichzeitig allenfalls vorhandene ideologische Scheuklappen abgelegt werden, wird bei einer erneuten Güterabwägung zwischen neuem Tram und alten Bäumen der Entscheid leicht zu fällen sein. Denn heute ist allgemein bekannt, dass die ÖV-Kapazitäten zwischen Bern und Ostermundigen auch ohne Tram 10 erweitert werden können: Der angekündigte verdichtete S-Bahn-Takt und der Betrieb von Doppelgelenkbussen, wie sie Bernmobil jetzt auf der Linie 20 einsetzt, machen die Umstellung der Linie 10 auf Trambetrieb überflüssig, so dass die wertvollen Alleen nicht gerodet werden müssten! Überdies ist eine allfällige neue Tramlinie Richtung Ostermundigen auch ohne Alleerodungen möglich – preisgünstig, tramgerecht und Umwelt-freundlich dank alternativer Linienführung! (s. tram-ostermundigen.be)

 

Vielleicht nehmen ASTRA und Berner Behörden ihre Verantwortung doch noch wahr und lassen die wertvollen alten Bäume stehen – an den Strassen, insbesondere den historischen Verkehrswegen im Norden der Stadt, am Hirschengraben im Herzen der Stadt, auf und bei den Allmenden im Osten der Stadt, und überall dort, wo kurzfristige Vorteile und Profite den langfristigen und unverzichtbaren Nutzen der grossen alten Bäume gefährden!

 

Urs Dürmüller

Freie Arbeitsgruppe Städtebau und Öffentlicher Verkehr, Bern

 

 Erläuterungen Baumschutz (obigen Text als PDF) 

 

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Was ein Baum in der Stadt leistet:

 

Ein ausgewachsener Stadtbaum spendet bis zu 150 Quadratmeter Schatten, er kühlt seine Umgebung im Sommer um drei Grad und lässt 400 Liter Wasser pro Tag verdunsten. Zudem produziert er an einem Sommertag 13 Kilogramm Sauerstoff, nimmt 18 Kilo Kohlendioxid auf, bindet bis zu einer Tonne Feinstaub pro Jahr – und schluckt mit seiner gewaltigen Oberfläche den Lärm der Stadt.

(Andreas Frey in der NZZ am Sonntag, 23. 09. 2018, S. 53)

 

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Zu fällen einen schönen Baum,

braucht's eine halbe Stunde kaum.

Zu wachsen, bis man ihn bewundert,

braucht er, bedenk es, ein Jahrhundert.

(Eugen Roth)


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Beurteilungsbericht Baumalleen Viktoria- und Ostermundigenstrasse (PDF)

 

Alte Baumalleen Bern (Auszug ETH-Bibliothek)

 

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Warum in der Stadt jeder Baum zählt

 

Bäume als natürliche Klimaanlagen

«Geht es den Bäumen schlecht, verlieren wir in der Stadt unsere natürlichen Klimaanlagen», sagt Maren Kern, Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften.

(Bund vom Samstag 26. August 2017)

Was der Laie schon lange vermutet, bestätigen die Experten: Bäume können während der Sommerhitze die Temperatur in der Stadt lokal bis zu zehn Grad reduzieren. Umso mehr müssen wir Sorge tragen zu jedem einzelnen Baum und vor allem zu den Alleen, welche die Strassen säumen und mit ihren Schatten spendenden Kronen im Sommer für angenehme Frische sorgen. Gerade der heisse Sommer 2018 hat wieder mal gezeigt, wie wichtig die Bäume für das Klima in der Stadt sind.


 

Bäume filtern Feinstaub aus der Luft und sorgen für frische Luft – weniger Herzinfarkte

In der Stadt filtern Bäume Feinstaub aus der Luft und sorgen in immer heissen werdenden Sommern für Erfrischung. Denn über seine Blätter verdunstet ein Baum – je nach Grösse und Art – bis zu 500 Liter Wasser pro Tag, was die umgebende Luft abkühlt.

Der Neuropsychologe Marc Berman von der Universität Chicago bewies, dass sich die Gesundheit der Stadtbewohner verbessert, je mehr Bäume in ihrer Umgebung wachsen. Entsprechend sinkt die Gefahr, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Bluthochdruck und anderen typischen Zivilisationskrankheiten zu leiden.

(Scientific Reports volume 5, Article number: 11610 (2015) )


 

Bäume stärken das Immunsystem

Der chinesische Mediziner Qing Li wies 2013 nach, dass der Aufenthalt in Wäldern zu messbaren Veränderungen im menschlichen Immunsystem führt. Nach einem Tag im Wald stieg bei den Versuchspersonen der Anteil der Killerzellen im Blut um 40 Prozent an. Killerzellen sind enorm wichtig, sie machen Viren unschädlich und bekämpfen Körperzellen, die zu bösartigen Tumoren entarten, und schützen uns so vor Krebs. Verantwortlich für die Vermehrung der Killerzellen sind so genannte Terpene, gasförmige Stoffe, welche die Bäume über ihre Blätter in die Luft abgeben und die wir dann einatmen. Über die Lunge gelangen die Terpene ins Blut, wo sie ihre Wirkung entfalten. Nicht nur im Wald, auch in der Stadt sondern die Bäume Terpene ab und sorgen damit für eine bessere Körperabwehr beim Menschen.

(Forest Medicine, Nova Biomedical, New York, 2013)


 

Allein der Anblick von Bäumen beschleunigt die Genesung nach einer Operation

Der schwedische Spitalarchitekt Roger S. Ulrich stellte 1984 fest, dass Patienten, die vom Krankenbett aus durchs Fenster Bäume sahen, weniger Schmerzmittel brauchten und nach einer Operation schneller wieder nach Hause konnten als Patienten, welche nur auf eine Backsteinmauer blicken konnten.

(Science 27th April, 1984 v224 p420(2) )

Roger S. Ulrich verlegte in seinem Experiment Patienten, die gerade frisch an der Gallenblase operiert waren, sofort nach dem Eingriff in ein Spitalzimmer, das nur ein einziges Fenster aufwies. Mit einem Blick durch dieses Fenster konnte die eine Hälfte der Patienten auf eine Reihe von Bäumen sehen, die andere Hälfte der Patienten schaute auf eine Ziegelsteinmauer. Schon bald zeigte sich: Die Patienten, die auf die Bäume blicken konnten, benötigten deutlich weniger Schmerzmittel und konnten einen Tag früher das Spital verlassen.

(Berner Zeitung, 21. September 2017)

 

Grosse, alte Bäume sind wichtig als Lebensraum für Tiere

Gross ist jeweils das Entzücken, wenn der Buntspecht in den Linden und Ahornen an der Viktoriastrasse nach Insekten sucht. Der imposante Vogel gibt sich regelmässig ein Stelldichein. Ebenso der Gartenbaumläufer und der Kleiber – allesamt Vögel, welche alte, grosse Bäume brauchen, auf denen das Leben pulsiert, um sich und ihre Vogel-Jungen mit Nahrung zu versorgen.

Verschwinden diese Bäume, leidet die Biodiversität. Klar werden wieder junge Bäumchen gepflanzt. Aber diese Bonsai-Bäume sind kein wirklicher Ersatz, sondern, verglichen mit den grossen Bäumen, eine ökologische Wüste, vor allem, wenn es sich dabei noch um gebietsfremde Bäume aus Südfrankreich und dem Balkan handelt, wie es die Stadtgärtnerei in Erwägung zieht. Der Buntspecht wird für Jahrzehnte nicht mehr kommen. Denn er braucht alte Bäume, um seine Nahrung zu finden.


 

Die als Ersatz gepflanzten Bäume werden nie mehr so gross

Durch den Bau der Tramlinie von Bern nach Ostermundigen sollen die grosskronigen Alleebäume gefällt werden und durch kleinkronige Bäume (Tramleitungen!) ersetzt werden. Die neu gepflanzten Bäume erhalten nur wenig Platz für ihre Wurzeln, da sie in einen engen Trog gepflanzt werden. Bei der Tramhaltestelle Schlossmatt (Bümpliz-Tram) kann beobachtet werden, wie solche Bäume aussehen. Sie wurden vor 8 Jahren gepflanzt und sehen kümmerlich aus. Kein Wunder: Die Norm-Baumgrube, in welche die Bäume gepflanzt wurden, hat nicht einmal 2 Meter Durchmesser. Bedenkt man, dass ein Baum in etwa ein gleich ausladendes Wurzelwerk hat wie seine Krone, kann man ausrechnen, wie mickrig bei den Bäumen entlang der neuen Tramlinie die Baumkrone bei so engem Wurzelraum sein wird.

Raimund Rodewald spricht von «Winzlingen, die selten gross werden dürfen.» Um das Klima in den Innenstädten zu verbessern, «müsste man für jeden gefällten grossen Baum mindestens fünf kleine pflanzen».

(Der Bund, 12. September 2018)

Jungbäume jedoch können einen über Generationen gewachsenen Stadtbaum mit all seinen Funktionen für Mensch und Tier nicht im Geringsten ersetzen. Insofern sollte eine Stadt dreimal überlegen, ehe sie eine hundert Jahre alte Eiche fällt und durch ein dürres Gerippe ersetzt.

(NZZ am Sonntag, 23. September 2018)


 

Fakten zusammen getragen vom Biologen Hans-Martin Bürki-Spycher
Waldhöheweg 7a, 3013 Bern., 031 333 95 72, 079 518 36 29

 

Bild: Von Rodung bedrohte Allee an der Ostermundigenstrasse

 


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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